2007

Hunting season has opened

So, der Anfang wäre geschafft. Die 1000 Kilometer Hockenheim liegen hinter uns. Bevor wir uns dort allerdings das erste Mal der Konkurrenz stellten, hieß es: ab in den Süden. Drei Tage den Rost aus den Knochen fahren. Schließlich kommt man ja nicht mehr so häufig dazu, auf der Piste Gas zu geben. Da muss man schon jede Gelegenheit nutzen

Also drei Tage Lédenon, drei Tage vollfettes Angasen in Südfrankreich – dachte ich. Aber das hat leider nicht so geklappt. Denn es war kalt. Arschkalt sogar. Das Thermometer kletterte nur selten über 11 Grad, und der eisige Mistral saugte vollends die Wärme aus den Reifen. Da konnten die Reifenwärmer kochen, wie sie wollten, die Gummis kamen einfach nicht auf Temperatur. Und die Felgen blieben eiskalt. Das Ergebnis: einige respektable Havarien wegen zu kalter Sohlen.

Wenigstens am dritten Tag bekam die Quecksilbersäule ihren Arsch etwas hoch. Denn der Veranstalter war schon ernsthaft am Überlegen, das für den Abschluss angesetzte Sprintrennen abzusagen. Die Teilnehmer wollten aber ausrücken, und das war gut so. Denn mit jeder Minute legte die Sonne ein paar Briketts nach, und so fand das Training mit einem feinen Rennen und dem dritten Platz doch noch einen versöhnlichen Abschluss. Allerdings: Unterm Strich war das Ganze ein leichter Schuss in den Ofen. Denn sich fit fahren und Setup austüfteln war einfach nicht. Na ja, besser als garnix.

Schließlich ging es direkt danach Richtung Hockenheim. Die 1000 Kilometer standen auf dem Programm. Karsten Richter (genau, der von Boxenstopp) war ebenfalls schon aus Norden her im Anflug, im Gepäck eine Ducati 1098 für das Team Nr. 1 mit Tim Röthig und Ralf Schwickerath, und die gute alte Mille, für Matthias Neukirchen und mich. Blöd nur, dass wir mit dem frisch aufgebauten Motorrad nicht einen Meter vorher hatten fahren können. Noch dümmer, dass Matthias, der als Ersatz für Peter Öttl zugesagt hatte, sich am Abend vorher die Hand mit der Flex etwas tranchiert hatte. Also musste kurzfristig noch mal Ersatz für den Ersatz her. Der kam in Gestalt von Bernd Papillon. Wir waren also sehr gespannt, was uns erwarten würde.

Zunächst waren das ein supersonniges Hockenheim und die Erkenntnis, dass man ohne Fahrzeugbrief und Typenschild nicht durch die Technische Abnahme kommt. Fück. Aber ein Helfer hing noch in Bremerhaven fest und brachte das Zeug spät nachts mit. Schwein gehabt.

Am nächsten morgen war es - richtig: kalt. Arschkalt sogar. Aber anders als in Lédenon waren die Aussichten auf Wärme gut. Das größte Problem war also lediglich, sich bis dahin nicht auf die Fresse zu legen. Gelang uns ganz gut. Allerdings: Die Sache mit der Übersetzung, die war noch nicht ausgereift. Bereits beim allerersten Turn rannte die Mille bei der Hälfte der Parabolika in den Begrenzer.

Also beim nächsten Tankstopp zwei Zähne hinten weniger. Nächster Turn, gleiche Veranstaltung. Also beim nächsten Tankstopp wieder zwei Zähne. Bis wir dahinter kamen, dass vorn statt dem nötigen 16er ein 14er-Ritzel drauf war...Na ja.

Aber das war nicht wirklich wichtig. Nach rund vier Stunden wurde die Dauerprüfung abgebrochen, die Motorräder in die Boxen beordert. Alle bekamen eine halbe Stunde Zeit, ehe sie den Gang in den Parc Fermé antreten mussten. Und so nach und nach sickerte auch der Grund durch das Fahrerlager. Buell-Pilot Holger Turni war schwer gestürzt und gestorben.

Nach zwei Stunden Pause entschied sich die Rennleitung dann doch, die Sprintrennen durchzuführen. Den Start übernahm Bernd. Und er ging am Start ab wie ein Sektkorken, bog als Erster in die Nordkurve, kam allerdings als zweiter aus der ersten Runde zurück. Rainer Kopp auf der 1098 hatte ihn in der Parabolika einfach geschnupft. Keine Chance gegen die 160plus Duc-PS.

Nach einigen Runden drückte dann auch noch Markus Barth die Euter seiner Flitzekuh an Bernd vorbei und schließlich nach einem kurzen Infight mit einer weiteren Aprilia übergab er an vierter Stelle. Gegen die 1098 und das Eutertier unter Jürgen Fuchs und Markus Barth war gar kein Kraut gewachsen. Aber den J.-P. Bonse auf seiner Mille, der war noch zu schnappen. Drei Runden vor Ende war er fällig, keine Gegenwehr.

Der Rest war Kampflinie (man ist ja lernfähig), und die Auslaufrunde genießen. Denn die Sachs-Tribüne war wirklich proper besetzt. Ein rauchiger Gruß an die Fans – Ehrensache. Karsten Richter und das ganze Team waren dann auch riesig zufrieden. Immerhin war das zweite Motorrad nicht über die Einführungsrunde hinausgekommen. Schwicki hatte die 1098 mit kalten Gummis auf die Seite gelegt. Kühler-Inkontinenz in der Startaufstellung. Sieht immer blöd aus. Die Kommissare kannten kein Erbarmen. Aber Karsten nahm auch das – wie immer – gelassen.

Jetzt kann die Saison 2007 kommen.
Was sie bringen wird?
Wird noch nicht verraten.
Demnächst mehr!