Schleizer Dreieck, 12./13. Mai 2007

Sportbike Masters – Supersport B

Foto: www.teamfotograf.de Das war ja wohl der am schlechtesten vorbereitete Saisonstart aller Zeiten – und entwickelte sich zum echten Hammer. Im Vorfeld keine Zeit für garnix, kaum Training, so gut wie keine Teile für die Honda. Christopher brachte die Honda CBR 600 RR praktisch mit noch warmem Motor erst spät am Vorabend des ersten Trainingstages nach Schleiz. Just in Time.

Sie hatte praktisch auf den allerletzten Drücker bei Armand Mottier von Micron, der sich für uns mächtig ins Zeug gelegt und wirklich ein Extra-Dankeschön verdient hat, in einer Not-Aktion wenigstens einen Micron Slip-on-Topf und einen Powercommander mit vorläufigem Mapping bekommen. Mehr „Tuning“ im Sinne von Leistungssteigerung war vor dem Saisonstart nicht.

Luftfilter, Hupe, Lüfter, die breite Serien-Kette, Serien-Kühler und -Rasten, das ganze Zeug war auch mangels Verfügbarkeit besserer Teile noch dran. Also galt bei der Vorbereitung das Augenmerk mehr der Peripherie. Bei Zupin fand sich schwedisches Gold für die Federelemente und eine STM-Anti-Hopping-Kuplung – unverzichtbar für die CBR. Und die Lenker wurden gegen LSL-Teile getauscht. Das war’s. Und dann durfte Christopher über Nacht erst mal die Aprilia (für die Pro Thunder) und die Honda komplettieren. Denn die war noch halb zerlegt, Powercommander nicht verstaut, Lenkanschläge fehlten, keine Rennkette drauf, die Bremsleitungen stießen noch an, der ganz normale Alptraum kurz vor dem ersten Lauf.

Foto: www.teamfotograf.de Aber am nächsten Morgen stand die Weiße wie eine Eins da. Ab zur Technischen Abnahme und auf ins freie Training. Was mit Bestzeit und der Erkenntnis endete, dass die Übersetzung noch viel zu lang und die Leistung trotz vierer bei Micron gefundener PS nicht gerade berauschend war.

Das erste Quali am nächsten Tag war verregnet. GEIL. Und das Fahrwerk passte wunderbar. Mit viel Vorsicht gelang eine 1:48,7, das hieß vorerst mal Pole. Das zweite Training war trocken. Und schon ging die Post ab, die Zeiten purzelten bis auf 1:37,4. Obwohl die Honda im schnellen Bergab-Stück, der Seng, übles Chattering am Vorderrad zeigte. Bei Bridgestone fand man die Ursache schnell. Falsch gewuchtet und viel zu viel Luft. Zu allem Übel verrauchte mir bei ein paar Startversuchen auch noch die Kupplung. Scheiß-Standard-Schaltschema. Von der Mille war ich noch gewohnt, verkehrt herum zu schalten, und beim Versuch, im 2. oder 3. Gang loszufahren, ist die Kupplung verglüht. Fück.

Wo jetzt eine neue herzaubern? Zum Glück war das HKM-Team aus der IDM mit Sascha Hommel zum Trainieren da. Die setzten einen Mann in Bewegung, der kurz vor dem ersten Rennen mit Ersatz-Kupplung eintraf. Ein ganz dickes Dankeschön an die Jungs. Und an Christopher. Der schraubte wie wild und tatsächlich, es reichte.

Foto: www.teamfotograf.deMit neuer Kupplung und frisch gewuchtetem Reifen ging es also am Abend kurz vor Sonnenuntergang ins erste Rennen. Bevor es los ging, durften wir allerdings erst das ostdeutsche Organisationstalent bewundern und auskosten. Zuerst standen wir bis zum Erkalten der Reifen fast zehn Minuten am Vorstart. Nach der Aufstellungsrunde fiel den Kommissaren ein, dass sie die Startaufstellung – die Supersportler fahren ja zusammen mit den Superbikern, starten allerdings getrennt mit ca. 20 Sekunden Abstand – genau andersrum lieber hatten, als wir jetzt gerade Stellung bezogen hatten. Also noch mal eine Ehrenrunde und Plätze tauschen. Und dann ging es los.

Der Start war eigentlich ziemlich – miserabel. Steigendes Vorderrad, Hannes Runge mit seiner Kawa (wo kam der denn so schnell her?) zieht innen vorbei, lauwarme Reifen, keine Eier beim ersten Einbiegen. So ein Mist, schon war der gute Startplatz beim Teufel. Na, sollte doch der Kawa-Treiber erst mal schauen, ob die Gummis schon Grip haben. Sie hatten. Und kurz vor der Seng war die Grüne fällig. Und ab da hieß es volles Brett voraus. Die ersten Überrundeten der Superbike-Truppe, kamen schon nach der ersten Runde in Reichweite. Und manche zeigten, dass man auch ohne Beachtung von Männchen mit orangen Westen, die am Streckenrand alberne blaue Fähnchen schwingen, ganz prima von Streckenrand zu Streckenrand schunkeln kann.

Foto: www.teamfotograf.de Aber das Überrunden flutschte zum Glück wie geschmiert, so dass am Ende die Honda als Erste die Zielflagge sah. Was für ein Auftakt! Allerdings hatten die folgenden Piloten trotz einigen Abstands fast identische Rundenzeiten geschafft. Also das dürfte dann ja wohl spannend werden beim zweiten Lauf. Wurde es auch. Aber zunächst mal ging der Start viel besser. Ohne Wheelie, aber mit, shit, schon wieder so 'ner grünen Kawa, die da auf der Innenseite durchdrücken wollte. Nur waren die Reifen diesmal garantiert auf Temperatur, also Tür zu halten und als erster einbiegen und dann ab die Luzy. Nach knapp zwei Runden ging allerdings das Spiel mit dem Überrunden schon wieder los. Aber Christopher zeigte nach einigen Runden an der Boxenmauer mit beruhigender Geste an, dass bereits etwas Luft zum Hintermann war.

Foto: www.teamfotograf.de Dumm nur, dass es dann zu tröpfeln anfing. Christopher zeigte an der Mauer noch immer „ruhig Blut“ an. Und es waren noch drei Runden. Also gut, wenn der Schrauber meint, nehmen wir also Sicherheitshalber etwas Gas raus. Könnte ja sein, dass es bereits hinter irgendeiner Kuppe nass ist. War es aber nicht, es blieb trocken. Stattdessen fuchtelte Christopher in der vorletzten Runde auf einmal wie wild mit den Armen. VORWÄRTS! Ja, was denn nun? Und dann kam auch schon Florian Pohl mit seiner R6 nach der links am Buchhübel innen durch. Aber zu schnell. In der nächsten Rechts fing er sich deshalb gleich den Konter ein, und ab da hieß es noch mal Arschbacken zusammen kneifen, Gas auf und Kampflinie fahren. Das ging trotz Überrundungen auch die letzten eineinhalb Runden vollends gut. Und ich glaube, derjenige, der sich am meisten über diesen Sieg gefreut hat, war Christopher.

Pro Thunder

Foto: www.teamfotograf.de Also es ist ja das Jahr des Doppelstarts. Und neben meiner Honda darf ich auch wieder mit der Aprilia von Karsten Richter, die uns schon bei den 1000 Kilometern von Hockenheim einen dritten Platz beschert hat, ins Feld ziehen. Doch während ich in Hockenheim noch mit Bernd Papilion gemeinsam am Kabel gezogen habe, stand er hier mit so einem gemeinen, Kohlefaser-behangenen Eutertier als Gegner am Start.

In den freien Trainings hielt er sich noch dezent zurück und überließ uns vorerst mal die Bestzeit. Aber im ersten – nassen – Quali langte der Hund hin. Und presste seine Q um drei Zehntel vorbei auf die Pole. Der Sack! Das zweite Zeittraining war gottlob trocken, Zeit zum Kontern. Seinen 1:38,1 hielt die Mille stolze 1:36,2 entgegen. Das war dann – zu meiner eigenen Überraschung – sogar schneller als mit der Honda...

Aber beim Start zum ersten Rennen kam der Kerl fahnenmäßig aus den Startblöcken (na ja, so ein Trumm macht ja nun auch wirklich nur unter Androhung von Gewalt ein Wheelie, geht folglich also nur stramm vorwärts...): Also den Start erst mal glorreich vergeigt. Aber der Mille-Power hatte die Bio-Kuh nach der ersten Runde nur wenig entgegenzusetzen – außer einem Fahrer, der wirklich heldenhaft spät auf der Bremse stand.

Foto: www.teamfotograf.deTrotzdem war die ausgerissene Kuh kurz darauf wieder eingefangen und bekam es anschließend mit der Duc 998S von Frank Behrje zu tun. Und während die beiden sich beharkten, verschaffte mir das Luft, um mich abzusetzen und den ersten Sieg nach Hause zu fahren. Vor allem aber hatten wir die Rundenzeit nochmals bis auf 1:35,5 gedrückt. GEIL!!!!!!!

Allerdings ging es nicht so weiter, denn beim Start zum zweiten Rennen verweigerte die Mille den Dienst und wollte einfach nicht anlaufen. Also hieß es frustriertermaßen Zuschauen. Zuschauen, wie sich erneut Behrje und Bernd beharkten, Behrje im Überschwang wenige Runden vor Ende seine 998 in den Dreck schmiss und Bernd den Sieg einfuhr. Das hieß für uns im Blick auf den Tabellenstand zwar Schadensbegrenzung, zum totärgern war’s aber allemal.

Die nächsten Läufe in Oschersleben werden sich ungleich schwieriger, denn beim Festival Italia wird mit Sicherheit einiges mehr an schlagkräftiger Konkurrenz am Start stehen. Bis dahin!